
Eine Stimme für die Tiere
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Bevor Ophelia Nick 2021 in den Bundestag gewählt wurde, hatte sie beruflich schon einige Stationen hinter sich: Von Hundeschule über landwirtschaftlichen Betrieb in den Aufsichtsrat im Familienunternehmen. Was war die größte Umstellung und könnte sie sich vorstellen, wieder eine Hundeschule zu leiten?
Frau Dr. Nick, was haben Sie beruflich gemacht, bevor Sie in den Bundestag eingezogen sind?
Direkt nach dem Abitur habe ich auf einem Bauernhof gearbeitet und dann Tiermedizin studiert. Nach dem Abschluss habe ich zunächst auch als Tierärztin gearbeitet, aber das war schwierig als Berufseinsteigerin mit vier Kindern in einer Patchworkfamilie. Deswegen habe ich dann beschlossen, eine Hundeschule zu eröffnen. Das war Anfang der 2000er und da gehörte ich zu den Pionieren. Die Hundeschule habe ich mehrere Jahre geleitet, ich habe auch Hundetherapie für Problemhunde angeboten und ein Buch über Hundeerziehung geschrieben. Und ich habe zu Laborhunden in Privathand promoviert.
Parallel habe ich angefangen im Beirat und Aufsichtsrat unseres Maschinenbau-Familienunternehmens zu sitzen. Außerdem hat mein Großvater zwei Bio-Höfe in Baden-Württemberg, welche ich dann angefangen habe zu betreuen. Da ich ja ursprünglich Großtierärztin werden wollte, hat sich der Kreis da geschlossen, dass ich dort wieder viel mit Kühen zu tun hatte.
2010 bin ich bei den Grünen eingetreten und habe viel Politik gemacht, bis ich dann 2021 in den Bundestag eingezogen bin.
Wie hat Ihr Umfeld damals auf Ihren Einzug in den Bundestag reagiert?
Also natürlich schon sehr interessiert und fasziniert. Aber ich höre auch oft: Wieso tust du dir das an? Die Menschen bekommen schon mit, was das für eine riesen Kraftanstrengung ist. Ich glaube, man muss wirklich auch eine starke Vision haben oder einen starken inneren Impuls, um das zu machen, und genau den habe ich!
Was war die größte Umstellung bei diesem Berufswechsel?
Dass man so viel von zu Hause weg ist. Viel zu arbeiten, war ich vorher schon gewohnt. Ich glaube, wenn man schon mal auf einem Hof gearbeitet hat, weiß man, was arbeiten ist. Da hat man ja auch keine Wochenenden.
Ich hatte ja dann die unglaubliche Ehre, als Parlamentarische Staatssekretärin in meinem Traumministerium für Landwirtschaft und Ernährung zu arbeiten. Da wird der Kalender dann allerdings von mehreren Leuten mit bespielt und man hat von morgens bis abends fremdbestimmt Termine. Ich fand die Aufgaben und die Termine immer hochspannend und toll und ich bin auch jetzt total dankbar, wieder im Bundestag zu sein – aber daneben Zeit für Familie, Freundeskreis und Selbstfürsorge zu finden, ist schon schwierig.
Welche Fähigkeiten aus den alten Berufen sind Ihnen als Abgeordnete besonders nützlich?
Menschenkenntnis. Dadurch, dass ich in unterschiedlichen Berufen gearbeitet habe – bäuerlich auf dem Hof, mit Tierärztinnen, im Familienunternehmen, mit Managern –, kann ich mich gut in verschiedene Leute hineinversetzen und frage mich immer: Was ist wichtig für die Menschen? Denn man ist ja im Bundestag, um unser Land besser zu machen und etwas für die Menschen zu tun. Dafür muss man sie natürlich auch kennen und ihre Sprache sprechen.
Und ich denke, ich beherrsche die Sprachen unterschiedlicher Gruppen ganz gut und weiß auch, was sie wollen, und kann so mit ihnen kommunizieren, dass das ankommt und sie sich abgeholt fühlen. Das erlebe ich auch immer, wenn ich auf Höfen bin: „Sie sind ja so bürgernah und sie verstehen was von der Sache.“ Da bekomme ich auch viel positives Feedback.
Könnten Sie sich vorstellen, in einen der alten Berufe zurückzukehren?
Ich kann mir nicht vorstellen, wieder eine Hundeschule zu leiten. Das waren wunderbare Zeiten in meinem Leben, aber die habe ich mit dem Buch abgeschlossen.
Die Hofarbeit lebe ich ja ein Stückweit noch. Ich habe auch Hühner und Schafe mit meiner Freundin. Ich bin ja auch wegen der Tiere in die Politik gegangen und mit Tieren zu arbeiten, das ist für mich großes Glück.
Gibt es etwas, das Sie beim Gedanken an Ihre vorherigen Berufen vermissen?
Das Draußensein. Es ist natürlich wunderbar, dass ich dadurch, dass ich Sprecherin für Landwirtschaft für meine Fraktion bin, viele Hofbesuche mache. Es ist natürlich immer schön, wenn ich da auf Tiere treffe und vor allen Dingen Kühe sind mir besonders wichtig – auch in meiner politischen Arbeit. Schweine, Geflügel und so auch, aber Kühe liegen mir besonders am Herzen. Dass die ein gutes Leben haben. Sie leisten sehr viel und dass sie zum Beispiel Weidezugang haben, das ist ein großer Teil meiner politischen Arbeit.
Wenn ich auf den Höfen bin und die Tiere sehe, dann ist das für mich auch eine Bestätigung. Dann weiß ich: Es ist richtig, dass ich in Berlin bin und so viel drinnen bin, in Räumen und in Gremien, damit die Tiere in der Landwirtschaft auch eine Stimme haben.