
Parlamentarischer Sportabend
Parlamentarischer Sportabend
Über die Veranstaltung
Am 6. Oktober 2025 hat die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen erstmals einen parlamentarischen Sportabend durchgeführt. Über 200 Teilnehmende informierten sich vor Ort und per Zoom über die grüne Sportpolitik. Kern der Veranstaltung unter dem Motto „Vielfalt, Visionen und Leidenschaft – Spitzensport im Dialog“ waren Vorträge und Einblicke ehemaliger und aktiver Spitzensportler*innen sowie eine Diskussionsrunde mit hochrangigen Expert*innen.
Sport als Daseinsvorsorge verstehen und Gleichstellung voranbringen
Fraktionsvorsitzende Britta Haßelmann MdB stellte die sportpolitischen Grundsatzpositionen vor, die in den vergangenen Jahren in der Fraktion erarbeitet wurden. Sport sei ein zentraler Bestandteil der Daseinsvorsorge, die Gleichstellung von Mädchen und Frauen im Sport sowie die integrative Kraft des Sports bleiben dabei zentrale Ziele.
„Zum Sport gehören auch der Abbau von Diskriminierung, sexualisierter Gewalt und Rassismus, denn Athlet*innen brauchen Schutz“ berichtete sie, daher dränge man im Bundestag auch weiter auf eine schnelle Verankerung eines Zentrums für Safe Sport sowie auf die Verabschiedung eines Sportfördergesetzes.
Sportstrukturen zugunsten von Athlet*innen ausbauen
In ihrer Keynote betonte Kim Bui, ehemalige Spitzenturnerin und Mitglied der IOC-Athletenkommission, die von Ophelia Nick MdB vorgestellt wurde, die Notwendigkeit weiterer struktureller Verbesserungen im nationalen und internationalen Sportsystem. Die Rechte und Interessen der Athlet*innen müssten stärker berücksichtigt werden. Effektive Sportförderung bedeute, Nachhaltigkeit zu fördern, statt zusätzlichen Leistungsdruck zu erzeugen. Leistung benötige Strukturen, die Menschen stärken und ein Gleichgewicht zwischen Leistungsorientierung und Menschlichkeit sichern.
Kim Bui hob hervor, dass eine kontinuierliche Unterstützung durch die Sporthilfe und staatliche Institutionen eine zentrale Voraussetzung für ihre sportliche Laufbahn gewesen sei. Das Modell der dualen Karriere müsse weiterentwickelt werden, um Athlet*innen eine Balance zwischen sportlicher Karriere und beruflicher Zukunft zu ermöglichen, um als Athlet*in „nicht zwischen dem sportlichen Lebenstraum und der beruflichen Sicherheit entscheiden zu müssen“.
Ergänzend unterstrich in einem kurzen Impuls der ehemalige Spitzenkanute und mehrfache Olympionike Ronald Rauhe die große Bedeutung von Sportgroßveranstaltungen wie Olympischen und Paralympischen Spielen im eigenen Land. Schon die Bewerbungsphase löse eine Diskussion über Vorbildwerte und die Kraft des Sports aus und wirke sich positiv auf Kinder und Jugendliche.
Gleichberechtigung, Sichtbarkeit und faire Bedingungen – Spitzensport im Wandel
Die von Tina Winklmann MdB, Sprecherin für Sportpolitik und Ehrenamt moderierte Panelrunde vereinte die aktuelle Situation im Spitzensport sowie konkrete Verbesserungsvorschläge für einen zukunftsfähigen Spitzensport. Es diskutierten mit ihr Mareike Miller, Rollstuhlbasketballerin und Gesamtaktivensprecherin im DBS, Tabea Kemme, ehemalige Profifußballerin und TV-Expertin, Anne-Kathrin Laufmann, Geschäftsführerin Sport und Nachhaltigkeit beim SV Werder Bremen, sowie Mark Schober, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Handballbundes.
Transparente Sportpolitik und gleichrangige Fördergrundsätze
Die Runde sprach sich klar für den Ausbau des Parasport-Nachwuchses aus, um Kindern und Jugendlichen früh den Zugang zum Sport zu ermöglichen und den Nachwuchs für den Para-Leistungssport zu sichern. Da derzeit der Anteil von Para-Sportler*innen die von Bundes- und Sporthilfeförderungen profitieren, im Verhältnis zu gering ist, wurde hier ein deutlicher Handlungsbedarf für Sport und Politik betont. Zudem wurde eine umfassende Parität in der Sportberichterstattung gefordert.
Diskutiert wurden auch die teils eingeschränkten Persönlichkeitsrechte von Profisportler*innen durch arbeitsvertragliche Regelungen sowie der Bedarf einer modernen, transparenten Verzahnung von Wirtschaft und Sport im Sponsoring. Aus Sicht von Vereinen und Verbänden wurden konkrete Schritte zur Gleichstellung im Sport gefordert: notwendig seien temporäre Zielvorgaben und transparente Entscheidungsprozesse. So wird im Handball auf bessere Sichtbarkeit und planbare Sendeplätze für Frauen- und Männerligen hingearbeitet.
Abgerundet wurde der Abend durch die ehemalige Welttorhüterin und Fußballweltmeisterin Nadine Angerer, die Einblicke in die Sportstrukturen in den USA und der Schweiz gab und mehr Professionalität im Spitzensport hierzulande einforderte.
Zum Abschluss kündigte Konstantin von Notz MdB, stellvertretender Fraktionsvorsitzender, eine breit geführte Debatte in Gesellschaft, Sportwelt und Politik über eine deutsche Bewerbung für Olympische und Paralympische Spiele an.
Unsere politischen Initiativen
Die grüne Bundestagsfraktion wird zur parlamentarischen Vertiefung der Erkenntnisse des Abends in Kürze eine öffentliche Anhörung zum bereits vorliegenden Bundestagsantrag „Für echte Gleichstellung im Sport“ (21/790) beantragen. In weiteren parlamentarischen Initiativen soll insbesondere die vielfach kritisierte Fördersituation von Athletinnen überprüft und konkrete Lösungsvorschläge gemacht werden.